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Performance

Der Riss ins Dunkle

eine poetische Animation

Der Riss ins Dunkle

Hintergründe: Danielle Sarréra ist 1949 mit siebzehn Jahren verschwunden. Im Haus 42 rue Bonaparte, Paris, wurden Anfang der siebziger Jahre drei Schulhefte und ein Paar loser Blätter gefunden, die ihr gesamtes Werk darstellen. Biographische Details und Fotos sind unbekannt. Einer Legende nach soll sie sich 1949 im Alter von 17 Jahren umgebracht haben. Einer anderen Legende zufolge lebt sie heute in Australien, nach einer dritten ist ihr Name Pseudonym eines männlichen Autors.

Die Entdeckung der Texte erregte erhebliches Aufsehen, die Sarréra wurde in die Linie der französischen „poetes maudites“ eingereiht. Die Texte avancierten zum Kultbuch, gleichermaßen von der literarischen Avantgarde und der Frauenbewegung vereinnahmt.

Die Texte erschienen 1974/76 als „Oevre/Journal“ in Paris, 1978 brachte der Verlag Matthes & Seitz die deutsche Übersetzung von Rudolf Wittkopf unter dem Titel „Arsenikblüten“ heraus.

„Ich schreibe das dritte Evangelium mit der linken Hand.“

Die Performance „Der Riss ins Dunkle“ ist ein solistischer Vorgang, der mit Mitteln des Theaters spielt, dabei aber über die „Normale“ Theatersituation hinausgeht. Es bedingt einen Grad an Ungewissheit über den Ausgang und arbeitet am Freisetzen von Gegenwart in der Kommunikation mit dem Betrachter. Das Sich-Aus-Setzen sucht seine Einschreibung, den Diskurs aus wechselseitiger Verschränkung von Textkörper und Aufführungssituation. Der Vorgang ist ein poetisches Kalkül; poetische Animation!

„Während dieser stupide Anthropo immer nur wiederholt: „Ah, wenn es doch Freiheit gäbe!“ Als wäre ich nicht die einzig mögliche Freiheit, Ich.“

Danielle entdeckt das unendliche Ausmaß der Sprache und findet in ihm Möglichkeiten, ihr Ich radikal zum Ausdruck zu bringen. Ein die Autonomie des ICH absolut setzendes Bewusstsein behauptet sich aus Kirche Staat Familie herauszusprengen und legt dabei in sich tiefere Schichten kollektiven Gedächtnisses frei, religiöse, sexuelle, politische. Es schafft sich eine Projektionsfläche, auf der beides zugleich stattzufinden scheint: Täuschung und Eindeutigkeit.

Der Zuschauer wird zum Teilnehmer einen „einsamen Rituals“, das einen versponnenen Solotrip zur Formulierung allgemein menschlicher Befindlichkeit transformiert. Der TextVorgang ist als Versuch zu verstehen, die Erfahrung des Katastrophischen zur erotischen Passion zu sublimieren.

„Ich bin eine Glasscheibe im Glaspalast. Ich trenne nichts. Vor mir gibt es nichts zu sehen, hinter mir gibt es auch nichts mehr zu sehen.“

Bernd Mattheus schreibt: „Im Tagebuch der Sarréra redet nicht mehr länger ein Ich, ein literarisches schon gar nicht, da schwitzt und strahlt (in einem kalten Licht) ein elternloses Geschlecht, das nicht einmal geistige Väter und Mütter kennt. Das nomadische Subjekt, die in Raserei versetzte Wundermaschiene erzeugt eine Serie von Null-Zuständen ... Ausdruck eines Verlangens nach einem Körper ohne Organe, dem Alaska reiner Intensitäten.

Aus Worten, denen ihre Organe abgetrennt wurden, die resistent gegen staatenbildende Kräfte bleiben, resultiert weder eine expressive noch eine symbolische oder kommunikative Sprache, aber eine intensive, die unser „Denken uneben“ macht – Poesie genannt.“

„Der Riss ins Dunkle“ (frei nach Arsenikblüten von Danielle Sarréra) ist eine „work in prozess“, ein sich ständig in Bewegung und Veränderung befindender Arbeitsprozess. Begonnen wurde er von dem Regisseur und Autor Hendrik Mannes mit der darstellenden Künstlerin Chady Seubert 1993 mit Aufführungsserien u.a. in Parochialkirche Berlin, Ballsaal Pfefferberg, Künstlerhaus Bethanien, Scheune im Wendland. Chady Seubert führte die Erforschung dieser außergewöhnlichen Poesie weiter in Berlin, Bremen, u.a. in der Prignitz in Schloss Grube, Lügenmuseum, Schloss Demerthin, Schloss Teltow, Scheune im Wendland, Keller in Plateau e.V... .ect.

Dabei entdeckte sich, dass die jeweilige Struktur und Umgebung der Räume zum Sprechen, zur Wahrnehmung gebracht und so zu einem wichtigen Bestandteil der „poetischen Animation“ wird. Funktion und Geschichte des Raumes werden in Schwingung gesetzt – Körper Stimme Raum Zeit Licht und Betrachter werden zu einem assoziativen energetischen Spiel vereint.

„Es genügt, den Körper in einen Zustand zu bringen, wo jäh alles zerfällt, und in ihm zu verharren, zwangsläufig ...“

Poetischer Monolog
Komödie

Presse

Fotos:
Hendrik Mannes
Chady Seubert
Klaus Zeidler

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